Alkoholproblemen

Antwort auf häufig gestellte Fragen

Kann ich mich als "nasser" Alkoholiker selbst entgiften?

Ja, aber es ist unbedingt davon abzuraten. Es können während des Entzuges Krampfanfälle oder Delirien auftreten, die eventuell schwere körperliche und geistige Schäden zur Folge haben. Teilweise können diese auch zum Tode führen. Es ist anzuraten, die Entgiftung unter ärztlicher Aufsicht durchzuführen. Außerdem wird dabei der Entzug meist durch Medikamente wesentlich erleichtert.

Kann ich ohne fremde Hilfe vom Alkohol loskommen?

Unwahrscheinlich. Der Entzug ist mit der körperlichen Entgiftung nicht erledigt. Als Alkoholiker hat man den Alkohol für etwas eingesetzt. Durch den Entzug des Stoffes fehlt nun auch der Seele etwas – und damit beginnen die eigentlichen Schwierigkeiten. Sorgen und Probleme müssen nun ohne Alkohol aufgearbeitet werden. Dieses Defizit kann man nicht alleine ausgleichen. Hier sollte fachliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Wie lange dauert die Entgiftung?

Stationär in der Regel 8 bis 14 Tage.

Was wird bei einer Therapie gemacht? Was ist eine Therapie?

Bei einer Therapie sollen die Gründe gefunden werden, warum der Alkoholkranke zur Flasche gegriffen hat. Dabei wird die gesamte Lebensgeschichte des Patienten aufgearbeitet. Darauf aufbauend werden Strategien entwickelt, die verhindern sollen, wieder in das süchtige Verhalten zurückzufallen. Die Gespräche werden in der Obhut geschulter Therapeuten und Psychologen geführt (in Gruppen- und Einzelgesprächen).
Des Weiteren kann man die Therapie mit einem Trainingsfeld für das spätere abstinente zufriedene Leben vergleichen. In der Therapie bekommt der Alkoholkranke Anregungen, sich sinnvoll zu beschäftigen. Beispielsweise werden Workshops für Seidenmalerei, Tischlern oder Töpfern angeboten. Auch sportliche Aktivitäten werden unterstützt. Viele Patienten entdecken bei einer Therapie erstmals Talente in sich, die lange im Verborgenen geschlummert haben.

Wie lange dauert eine Therapie?

Ambulant ein bis zwei Jahre. Stationär drei bis sechs Monate. (kann aber alles verkürzt oder verlängert werden und ist zudem von der Therapie-Einrichtung abhängig.)

Wer übernimmt die Kosten für Entgiftung und Therapie?

Die Krankenkasse übernimmt die Entgiftungskosten. Therapiemaßnahmen übernehmen Krankenkassen oder der Rententräger (LVA oder BfA). In Ausnahmefällen das Sozialamt.

↑↑↑


Wie wichtig ist der Besuch einer Selbsthilfegruppe?

Sehr wichtig, wenn nicht sogar lebenswichtig. Gerade in der Anfangszeit. Hier werden Erfahrungen ausgetauscht, Probleme besprochen und Hilfestellungen gegeben. Außerdem ist es gut zu wissen, dass man mit seinem Problem nicht alleine ist. Man lernt sehr viel über seine Krankheit und kann folglich auch besser mit ihr umgehen.

Kann ich als trockener Alkoholiker jemals wieder kontrolliert Alkohol trinken?

Auch wenn es immer mal wieder behauptet wird: Nein. Die Sucht bleibt. Sie kann zum Stillstand gebracht, aber nicht geheilt werden. Auch wenn es anfangs funktionieren sollte, einigermaßen kontrolliert zu trinken – früher oder später erreicht man sein altes Pensum.

Kann ich ohne Alkohol überhaupt noch mal glücklich sein oder beispielsweise fröhlich feiern?

Ja. Auch wenn es einem anfangs nicht so vorkommt. Es ist wichtig zu lernen, ohne Alkohol zu leben. Der Alkohol stand über Jahre im Mittelpunkt des Lebens und hinterlässt eine Lücke, die sinnvoll gefüllt werden sollte. Beispielsweise durch Hobbies oder Unternehmungen. Hat man erst einmal Spaß an anderen Dingen gefunden, kommt die Lebensfreude von ganz alleine wieder. Das passiert natürlich nicht von heute auf morgen, aber kommt so nach und nach. Auch fröhliche Ausgelassenheit kann viel bewusster erlebt werden als mit dem Stoff.

↑↑↑


Ich bin trockener Alkoholiker. Wen sollte ich das wissen lassen? Wem kann ich es verschweigen?

Sicherlich braucht man sich kein Schild umhängen "Ich bin trockener Alkoholiker". Aber im Umgang mit den Mitmenschen und im täglichen Leben ist es durchaus sehr wichtig, andere davon wissen zu lassen. Unbedingt wissen müssen es behandelnde Ärzte und Zahnärzte! (Wegen Diagnosestellungen oder beispielsweise bei erforderlichen Narkosebehandlungen). Familie und näherer Freundeskreis sollten davon informiert werden – es erleichtert den beiderseitigen Umgang miteinander. Auch im Betrieb ist es besser, nähere Kollegen und Vorgesetzte davon zu unterrichten. Keine falsche Scham – meist wird es sogar bewundert, dass man es geschafft hat, vom Alkohol loszukommen. Anzumerken ist, dass die meisten näherstehenden Personen es zuvor sowieso gemerkt haben, dass ein Alkoholproblem bestanden hat.

Ist es gefährlich als trockener Alkoholiker Alkohol im Hause zu haben?

Ja! Auch wenn man in der ersten Euphorie glaubt, niemals mehr etwas trinken zu wollen. Es treten immer wieder Krisensituationen auf, in denen das Verlangen nach Alkohol plötzlich wieder auftritt. Ist der Stoff dann gleich in Griffnähe, kann es zum Rückfall kommen. Es gibt keinen Grund, der dafür spricht, sich mit Alkohol zu bevorraten. Gästen kann genau so gut ein köstlicher alkoholfreier Drink oder Kaffee angeboten werden. Wer zu Ihnen kommt um sich zu betrinken, ist kein echter Freund.

Wie verhalte ich mich als trockener Alkoholiker, wenn mir Alkohol angeboten wird?

Versteht sich von selbst: Ablehnen. Sie sind niemanden Rechenschaft schuldig, warum Sie keinen Alkohol trinken. Es gibt sogar viele Menschen, die einfach keinen Alkohol mögen. (Es gibt auch Menschen, die mögen zum Beispiel keinen Grünkohl und müssen das nicht jedes mal begründen). Falls Sie es doch für nötig halten, etwas dazu zu sagen, dürfen Sie bei fremden Leuten auch Ausreden erfinden. Beispielsweise Medikamente, Kreislauf etc.

Kann ich als trockener Alkoholiker einen "feuchtfröhlichen" Anlass (z.B. Party, Betriebsfeier etc.) besuchen?

Ja. Ob man sich jedoch dabei noch so wohl fühlt wie früher, ist fraglich. Manchmal lässt es sich aber einfach nicht vermeiden. Lehnen Sie angebotene alkoholische Getränke ab. Es kann aber durchaus amüsant und lehrreich sein, zu beobachten, wie sich andere bei zunehmenden Alkoholpegel verhalten. Außerdem ist es ein gutes Gefühl, keinen Alkohol zu brauchen, um fröhlich zu sein. Noch schöner ist der Tag danach, wenn es den anderen nicht so gut geht ("Kater") ...

↑↑↑


Was muss ich als trockener Alkoholiker im täglichen Leben beachten um nicht doch versehentlich Alkohol zu mir zu nehmen?

Vieles. Es fängt beim Einkaufen an: In vielen Lebensmitteln ist Alkohol enthalten (z.B. Kuchen, Fertiggerichte, Schokoriegeln, Eis etc.) Lesen Sie sich grundsätzlich die Zutatenliste durch.
Achtung! Alkohol wird auch unter anderen Bezeichnungen deklariert, wie beispielsweise Ethanol. Besorgen Sie sich am besten eine Broschüre über versteckten Alkohol in Lebensmitteln (gibt es bei Krankenkassen). Auch in angeblich alkoholfreien Bier sind noch Spuren von Alkohol, ebenso im Malzbier!

Achten Sie beim Kauf von freiverkäuflichen Medikamenten darauf, ob Alkohol enthalten ist! Lassen Sie sich vom Apotheker beraten und informieren Sie ihn darüber, dass Sie trockener Alkoholiker sind. Bevorzugen Sie die Tablettenform - in Flüssigkeiten ist häufig Alkohol enthalten.

Unterschätzen Sie nicht die Unwissenheit von Außenstehenden. Häufig wird behauptet, in einem Getränk sei kein Alkohol enthalten, weil die Menge gering ist (beispielsweise "Radler", "Alsterwasser", Mischgetränke). Wenn Sie nicht sicher sind, ob etwas drin ist, lassen Sie das Glas stehen oder lehnen Sie ab.

Was passiert, wenn ich als trockener Alkoholiker versehentlich Alkohol zu mir genommen habe?
(z.B. in Kuchen, Dessert etc.)

Sollte es wirklich unbewusst passiert sein, geraten Sie auf keinen Fall in Panik. Sprechen Sie in Ihrer Selbsthilfegruppe oder mit jemanden Ihres Vertrauens darüber. Sollten Symptome auftreten, die Ihnen nicht geheuer sind (z.B. Entzugserscheinungen) suchen Sie Ihren Hausarzt auf.

Aber Achtung! Selbst wenn nichts passiert ist, fallen Sie nicht in den Irrglauben, Sie könnten jetzt wieder kontrolliert Alkohol zu sich nehmen!

Ist Alkoholismus erblich?

Es wird immer darauf hingewiesen, dass Alkoholismus erblich sein KÖNNTE. Eine letzte Sicherheit hat aber bislang noch keine Untersuchung ergeben. Auffällig ist allerdings, dass Kinder aus Alkoholikerfamilien mit größerer Wahrscheinlichkeit alkoholkrank werden, als Nachkommen aus "normalen" Familien. Wobei dies aber auch auf die gestörte Familienstruktur und auch die falschen Verhaltensweisen im Umgang mit Alkohol zurückzuführen ist. Die Veranlagung oder Disposition zur Sucht allgemein (Spielsucht, Esssucht etc.) jedoch ist erblich.

Was vererbt werden kann, ist die Verträglichkeit von Alkohol (ausreichendes Vorhandensein von alkohol- und aldehydabbauenden Enzymen Alkoholdehydrogenase [ADH] und Aldehyd-Dehydrogenase [ALDH]). Zu deutsch, wenn der Alkoholkonsum nicht als angenehm empfunden wird (z.B. es wird einem beim Konsum kleinster Mengen Alkohol übel), ist die Wahrscheinlichkeit relativ gering, dass man eine Alkohol-Abhängigkeit entwickelt, da die vermeintlich angenehmen Wirkungen des Alkoholkonsums ausbleiben. Man wird den Alkohol vermutlich eher meiden. Übrigens, es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Asiaten eine geringere Alkoholtoleranz haben als Europäer und Anerikaner.

Ein A-Connect-Besucher schrieb uns allerdings Folgendes:
Sucht ist tatsächlich erblich, allerdings sind die entsprechenden Gene nicht direkt für den Ausbruch verantwortlich sondern erhöhen nur die Wahrscheinlichkeit. Zum einen gibt es ein Gen, das für den Dopaminspiegel zuständig ist und dessen Funktion bei den meisten Suchtkranken gestört ist, zum anderen gibt es ein zweites Gen das die Wirkung des Alkohols verändert und den Aufputschefekt bei "niedrigen" Alkoholdosen verursacht.


Wie verhalte ich mich gegenüber einem trockenen Alkoholiker?

Ganz normal, wie jedem anderen Menschen gegenüber auch. Es dürfte einleuchten, dass man ihn nicht zum Alkoholtrinken animiert – beispielsweise in einer feuchtfröhlichen Runde. Wieder gilt es zu beachten: Auch nach sehr langer Abstinenz kann eine geringe Menge Alkohol bei dem Alkoholkranken einen Rückfall auslösen! Nur zu häufig wird Alkohol angeboten: "Ach das bisschen Wein in der Bowle schadet Dir doch nicht!" Das kann fatale Folgen für den Alkoholkranken haben. Das ist vergleichbar, als wenn man beispielsweise einem Diabetiker zuckerbeladene Torte anbietet.

↑↑↑