Alkoholproblemen

Alkoholismus in der Arbeitswelt

Von 100 Arbeitnehmern/innen liegen etwa 10 bis 12 Personen mit ihrem Alkoholkonsum im gesundheitsgefährdenden Bereich (ca. 5 Prozent haben ein handfestes Alkoholproblem).
Der Arbeitsplatz ist ein wichtiger Lebensbereich – er hat starken Einfluss auf unser Wohlbefinden. Über- und Unterforderung, physikalische Belastungen (Hitze, Kälte etc.), Schichtarbeit, unklare Aufgabenbereiche, extreme Konkurrenzsituationen, Mobbing und fehlende Entscheidungsspielräume können Alkoholmissbrauch auslösen oder verstärken. Der Arbeitsplatz kann ein idealer Nährboden für Suchtprobleme sein.

Woran erkenne ich einen alkoholkranken Kollegen oder Vorgesetzten?

Auffälligkeiten bei Fehlzeiten

  • häufig einzelne Fehltage
  • Entschuldigung für Fehltage durch andere (z.B. Partner)
  • Aufrechnung von Fehltagen gegen Urlaub
  • Unbegründete Abwesenheit vom Arbeitsplatz während der Arbeitszeit

Leistungsminderung

  • Starke Leistungsschwankungen
  • abnehmende Lernbereitschaft
  • mangelnde Konzentration
  • Unzuverlässigkeit

Verhaltensänderungen

  • Starke Stimmungsschwankungen
  • unangemessene Nervosität und Reizbarkeit
  • unangemessene Gesprächigkeit oder Geselligkeit
  • extreme Selbstüberschätzung oder Aggressivität
  • extreme Unterwürfigkeit oder Überangepasstheit

Erscheinungsbild / Auftreten

  • Vernachlässigungen bei der Körperpflege und Kleidung
  • starkes Händezittern
  • Schweißausbrüche
  • Ausdrucks-Schwierigkeiten
  • Versuch Alkoholfahne zu tarnen (mit Pfefferminz o.ä.)
  • Alkoholgeruch des Menschen

Trinkverhalten

  • Alkoholkonsum bei unpassenden Anlässen
  • heimliches Trinken
  • heimliche Alkoholvorräte
  • demonstrative Vermeidung von Alkohol mit alkoholfreien Getränken
  • Bagatellisieren der Trinkmenge
  • Erfinden von Alibis für den Alkoholkonsum

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Was kann ich tun, wenn der Kollege trinkt?

Am besten, Sie sprechen den betroffenen Kollegen unter vier Augen direkt an. Sie sagen, dass Sie sich wegen seines Verhaltens Sorgen machen. Sie können ihm auch verdeutlichen, welche Verhaltensänderungen Sie an ihm festgestellt haben. Machen Sie ihm keinerlei Vorhaltungen! Sagen Sie nur, was Sie bemerkt haben. Es ist wahrscheinlich, dass er alles abstreitet oder aggressiv darauf reagiert. Lassen Sie sich dadurch nicht einschüchtern. Kollegialität sollte auch ehrlicher und aufrichtiger Umgang miteinander sein. Dazu gehört auch, dass man die Wahrheit ausspricht.

Wenn der Kollege auf das Gespräch hin keinerlei Änderung zeigt – im Gegenteil, wenn die Probleme mit dem Kollegen noch schlimmer werden, dann gehen Sie zu Ihrem Vorgesetzten. Das hat nichts mit "anschwärzen" zu tun, sondern kann die einzige mögliche Hilfe für den Kollegen bedeuten (der Kollege wird vermutlich nichts gegen sein Trinkverhalten unternehmen, solange er gedeckt wird und so immer tiefer in die Suchtspirale geraten). Der Vorgesetzte kann dann weitere Schritte einleiten. Je nach Größe des Unternehmens gibt es auch einen hauseigenen Suchtkrankenhelfer, eine Sozialberatung etc. An diese Stellen kann der trinkende Kollege verwiesen werden. Dort werden weitere Schritte eingeleitet, die zu seiner Genesung beitragen können.

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Was kann ich als Vorgesetzter tun, wenn mein Mitarbeiter trinkt?

Bereiten Sie sich auf das Gespräch mit dem Mitarbeiter gut vor. Am besten Sie machen sich einen Notizzettel mit den Fakten, die Sie beim Gespräch aufgreifen wollen. Vermeiden Sie beim Gespräch eine Eskalation. Sagen Sie nicht "Sie haben Alkoholprobleme!". Eine bessere Formulierung wäre beispielsweise: "Ob Sie Alkoholprobleme haben oder nicht, können Sie wahrscheinlich selber am besten beurteilen. Ich möchte mit Ihnen darüber sprechen, wie folgende Fehlverhaltensweisen abgestellt werden können." Machen Sie dem Betroffenen keine Vorhaltungen, stellen Sie ihn nicht an den Pranger nach dem Motto "Sie haben...." Senden Sie Ich-Botschaften wie beispielsweise: "Mir ist aufgefallen, dass folgende Probleme aufgetaucht sind...." etc. Bedenken Sie immer, nur der Betroffene selbst hat die Möglichkeit, etwas an seinem Trinkverhalten zu ändern. Lassen Sie den Mitarbeiter zu Wort kommen. Schließen Sie das Gespräch mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Punkte. Vereinbaren Sie weitere Maßnahmen bzw. Konsequenzen, wenn der Betroffene nichts unternimmt. Bieten Sie Hilfen an, wie Erhalt des Arbeitsplatzes nach der Entgiftung und/oder Therapie.

In größeren Unternehmen gibt es betriebliche Suchtkrankenhelfer, der in die Gespräche mit einbezogen werden sollte. Es besteht auch die Möglichkeit, den Betroffenen direkt an diese Stelle weiterzuleiten. Sollte es so was in Ihrem Betrieb nicht geben, können Sie auch externe Beratung (Suchtberatungsstelle) zur Hilfe heranziehen.

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Was mache ich, wenn mein Chef ein Alkoholproblem hat?

Jeder kann Suchtprobleme haben, so auch die oder der Vorgesetzte. Ein alkoholabhängiger Chef ist für alle Beteiligten ein sehr großes Problem. Wenn Sie eine gute und vertrauensvolle Beziehung zum Vorgesetzten haben, können Sie ihn darauf unter vier Augen ansprechen. Dabei können Sie ihn auf Hilfsmöglichkeiten hinweisen (z.B. Selbsthilfegruppen etc.). Bei Verschlimmerung der Situation sollten Sie sich an entsprechende hauseigene Einrichtungen oder an den Betriebsrat wenden. Gibt es so etwas in Ihrem Unternehmen nicht, können Sie sich auch bei externen Einrichtungen, wie z.B. Suchtberatungsstellen beraten lassen.

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Nach der Entwöhnungsbehandlung zurück am Arbeitsplatz ...

Der Alkoholkranke hat eine Entwöhnungsbehandlung abgeschlossen und kommt in die Firma zurück, wie verhalte ich mich ihm gegenüber? Verhalten Sie sich ganz normal gegenüber dieser Person. Stellen Sie ruhig Fragen, das bereinigt das gestörte Vertrauensverhältnis, welches in der "nassen" Phase entstanden ist. Zeigen Sie ihm Anerkennung, dass er etwas gegen seine Suchtkrankheit unternommen hat.

Sorgen Sie auf Betriebsfeiern für ein Angebot an alkoholfreien Getränken, damit es zu keiner Ausgrenzung kommt. Nötigen Sie den Betroffenen nicht, wieder mal ein Schlückchen zum Anstoßen zu trinken (egal, wie lange er schon trocken ist!). Die Wirkung wäre fatal und könnte einen Rückfall auslösen.

Sie können bei einer solchen Feier ruhig ein alkoholisches Getränk zu sich nehmen, dass muss der abstinent lebende Alkoholkranke aushalten können. Fragen Sie ihn auch bitte nicht permanent, ob es ihn stört, dass Sie Alkohol trinken. Sollte er sich durch diesen Konsum gestört fühlen, sagt er es entweder selber oder wird die Feier verlassen.

Bevormunden Sie den Betroffenen auf keinen Fall. Er ist ein erwachsener Mensch und kann selbst entscheiden, ob er trinken will oder nicht! Ein "Du darfst aber doch nichts trinken" kann Aggressionen hervorrufen, die schlimmstenfalls zu Trotzreaktionen führen.

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Tipps, wie im Betrieb mit Suchtproblemen umgegangen werden sollte, bieten folgende kostenlose Broschüren der Deutschen Hauptstelle für Suchtgefahren:


Suchtprobleme am Arbeitsplatz - Eine Praxishilfe für Personalverantwortliche.

Alkohol am Arbeitsplatz – Praxishilfe für Führungskräfte

Weitere Infomaterialien zum Thema Sucht allgemein

Mehr Wissenswertes zum Thema gibt es hier:
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