Alkohol in der Schwangerschaft
Um es gleich vorweg zu nehmen:
Selbst der Konsum einer nur geringen Menge Alkohol kann beim Ungeborenen schwerste Schädigungen hervorrufen! Während der Schwangerschaft ist es für die werdende Mutter absolut tabu, Alkohol zu trinken.
Alkohol-Embryopathie (AE) bzw. Fetales Alkoholsyndrom (FAS) – was bedeutet das?
Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft ist eine häufige Ursache für angeborene Missbildungen. Jährlich werden über 4000 Kinder mit erheblichen körperlichen Behinderungen geboren, weil die Mutter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken hat. Die Alkohol-Embryopathie (auch Fetales Alkoholsyndrom genannt) beinhaltet zum Teil schwere, nicht wieder gut zu machende Schäden beim Kind. Jeder einzelne Fall ist eine menschliche Tragödie, die hätte verhindert werden können.
Unter allen vorgeburtlichen Schadstoffen hat Alkohol die größte Verbreitung und medizinische Bedeutung. Die Alkohol-Embryopathie ist eine der häufigsten Schädigungen während der Schwangerschaft, man schätzt das jährlich etwa 10.000 Neugeborene alkoholgeschädigt sind. Dennoch wird dieses Thema kaum zur Sprache gebracht, im Gegenteil, es wird oft verharmlost und verschwiegen.
Woran ist die Alkohol-Embryopathie zu erkennen?
Selbst erfahrene Ärzte erkennen nicht immer gleich, dass es sich um eine Alkohol-Embryopathie handelt. Gerade bei leichteren Fällen fällt es schwer, eine eindeutige Diagnose zu stellen.
Körperliche Anzeichen der Alkohol-Embryopathie sind
- kleiner Kopfumfang (Mikrozephalie)
- Hautfalten an den Augenecken
- kleine Augenöffnungen
- tiefe Nasenbrücke ("Stupsnase")
- kurze abgeflachte Nase
- dünne Oberlippe
- kleine Rinne zwischen Nase und Oberlippe
- Minderwuchs
- Untergewicht
Abbildung: Typische Merkmale der Alkohol-Embryopathie
Verhaltensauffälligkeiten und Entwicklungsstörungen
- Hyperaktivität
- Aufmerksamkeitsmangel
- Lernschwierigkeiten
- Gestörte Feinmotorik
- Schwierigkeiten, sich an neue Bedingungen anzupassen
- verzögerte geistige Entwicklung
- Sprachstörungen
- Hörstörungen
- Ess-Störungen
Gibt es besonders kritische Phasen während der Schwangerschaft?
In jeder Phase der Schwangerschaft ist es sehr wichtig für das Ungeborene, dass Schwangere keinen Alkohol zu trinken. Die größten Fehlbildungen entstehen in den ersten Schwangerschaftsmonaten, da diese die entscheidenden Entwicklungsphasen des Embryos sind. In den restlichen Monaten kann der Konsum auch kleiner Mengen Alkohol zu Verhaltensauffälligkeit und Entwicklungsstörungen führen.
Wie viel Alkohol ist zuviel?
Grob gesagt, jeder Tropfen Alkohol ist zuviel! Es ist unklar, ab welcher Menge Alkohol der Fötus geschädigt werden kann. Nach den bisherigen Erfahrungen kann selbst ein kleines Glas Sekt schon zu einer Behinderung beim ungeborenen Kind führen. Am besten ist es daher, während der Schwangerschaft und Stillzeit ganz auf Alkohol zu verzichten
Wie kann vorgebeugt werden?
Die Alkohol-Embryopathie kann verhindert werden. Eine Voraussetzung dafür ist das Wissen um die Schäden. Leider wird diese Gefahr von vielen Müttern unterschätzt bzw. verdrängt. In Amerika beispielsweise stehen auf Flaschen mit alkoholischem Inhalt Warnhinweise, dass Alkohol das Baby schädigen kann. Ob dies jedoch zu Erfolgen führt, ist ungewiss. Denn auch bei uns werden beispielsweise auf Zigarettenschachteln Warnhinweise gedruckt, die jedoch von den meisten Rauchern schlichtweg ignoriert werden. Auch Frauenärzte sollten die schwangeren Frauen grundsätzlich auf entsprechende Gefahren hinweisen. Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.
Welche Rolle spielt der Vater?
Bislang ist man bei der Alkohol-Embryopathie immer von mütterlichen Alkoholkonsum während der Schwangerschaft ausgegangen. Studien haben jedoch gezeigt, dass die Kinder von männlichen Alkoholikern oft gestörte intellektuelle Fähigkeiten haben und häufiger hyperaktiv sind als Kinder nichttrinkender Väter. Allerdings wirkt der Alkoholkonsum weniger auf den Fetus ein, sondern mehr auf die Qualität des Samens. Stark deformierte Samen können den Nachkommen erheblich schädigen.
Dennoch, die Schädigungen werden eher als frauenspezifisches Problem gesehen. Allerdings spielt auch der Mann während der Schwangerschaft eine gewisse Rolle. Während die Frau alkoholenthaltsam lebt, trinkt der Mann weiter. Schlimmstenfalls animiert der Mann sogar seine Partnerin zum Mittrinken. Die Alkohol-Embryopathie ist kein frauenspezifisches Problem, sondern ein gesellschaftliches Problem, in das auch die Männer mit einbezogen werden müssen.